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Klausurtagung der Regions-SPD in der Metropolregion Mitteldeutschland

Leipzig: Schwarmstadt umgeben von Strukturwandel im Tagebau

Frankfurt/Leipzig Im Rahmen einer gemeinsamen Klausurtagung haben sich die Fraktionen der SPD in der Regionalversammlung Südhessen und in der Verbandskammer des Regionalverbandes FrankfurtRheinMain ein Bild über die Situation in der Metropolregion Mitteldeutschland verschafft. Dabei wurde schnell deutlich: Das Stadt-Land-Gefälle ist enorm.
Während Leipzig mit nahezu 600.000 Einwohnern in den vergangenen Jahren ein stetig hohes Wachstum erfährt und zu den so genannten Schwarmstädten in Deutschland zählt, zeichnet sich im Umland ein enormer Strukturwandel durch das Ende des Braunkohletagebaus ab. Verbunden mit diesen Entwicklungen sind auch erhebliche Herausforderungen für die Städteplanung und die Raumordnung.

Leipzig

Foto: Während des Gespräches mit der SPD-Stadtratsfraktion Leipzig: Kai Gerfelder im Austausch mit Bernd Hartz, links Roger Podstatny

Die Situation in Leipzig erörterten die Sozialdemokraten gemeinsam mit dem Vorsitzenden der SPD-Fraktion der dortigen Stadtverordnetenversammlung Christopher Zenker. Ähnlich wie im Rhein-Main-Gebiet zeichnet sich hier ein großer Druck auf den städtischen Wohnungsmarkt ab. „Anders als in der polyzentrischen Rhein-Main-Region bleibt dieser aber eher auf das Stadtgebiet beschränkt, während bei uns inzwischen fast der gesamte Ballungsraum vom Wohnungsmangel und den damit verbundenen Verkehrsproblemen erfasst ist“, machte Kai Gerfelder, Stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender in der RVS, die signifikanten Unterschiede deutlich. Wie die Stadt auf die Veränderungsprozesse seit der Wiedervereinigung reagierte und welche Herausforderungen in dieser Zeit zu bewältigen waren, erläuterte mit Kai Braun vom Stadtplanungsamt ein versierter Fachmann im Rahmen eines Stadtrundganges.

Ganz andere Probleme stellen sich der Region rund um Leipzig durch das Ende des Braunkohletagebaus. Professor Andreas Berkner vom Regionalen Planungsverband Leipzig-Westsachsen machte deutlich, welch weitreichende Konsequenzen der Ausstieg aus der Kohleförderung für den Arbeitsmarkt und damit für die Sozialstruktur mit sich brachte. Gleichzeitig gilt es immer noch, die riesigen Abbauflächen, die einer Mondlandschaft gleichen, zu rekultivieren. Wie dies gelingen kann, wurde am Beispiel des „Leipziger Neuseenlandes“ deutlich, das sich inzwischen zu einer echten touristischen Destination entwickelt. „Im Vergleich zu den riesigen Abbauflächen, erscheint der Langener Waldsee fast wie ein Teich. Wir können uns hier sicher die ein oder andere Anregung für die touristische Vermarktung unserer, durch Kiesabbau entstandenen, Wasserflächen mitnehmen“, so Michael Göllner, Bürgermeister von Hammersbach und Sprecher der SPD-Gruppe im Regionalverband.

Welche Chancen durch engagierte Bürger für bereits aufgegebene Dörfer entstehen können, zeigte die letzte Station der Informationsreise in Dreiskau-Muckern. In Begleitung von Bürgermeisterin Dr. Gabriela Lantzsch machte sich die Delegation ein Bild von dem Dorf, das bereits dem Tagebau preisgegeben war. Nach der Wende machten sich die 50 verbliebenen Einwohner auf den Weg, dem Örtchen neues Leben einzuhauchen – heute wohnen hier bereits 350 Personen. Dreiskau-Muckern war auch Projekt im Rahmen der EXPO 2000.

„Es war sehr beeindruckend, sich vor Ort ein Bild vom Strukturwandel im Osten Deutschlands zu machen und zu erleben, wie viel bereits geleistet wurde. Nun sind die dortigen Voraussetzungen nicht unbedingt auf die Rhein-Main-Region übertragbar. Aber die Schaffung bezahlbaren Wohnraums und die Gestaltung der Mobilität sind hier wie dort wichtige Themen. Von einem Blick über den Tellerrand kann man immer Anregungen und Ideen für die eigene Arbeit mitnehmen.“ zieht der Erste Beigeordnete des Regionalverbands FrankfurtRheinMain Rouven Kötter (SPD) ein positives Fazit der informativen Exkursion.