Reden

Rede anlässlich der Amtseinführung von Bürgermeisterin Ruth Disser

Rede des Fraktionsvorsitzenden der SPD-Fraktion Mainhausen, Kai Gerfelder, anlässlich der Amtseinführung von Bürgermeisterin Ruth Disser am 19.01.2016 im Bürgerhaus Zellhausen

Liebe Ruth,
auch wenn Du heute bereits zum dritten Male für das Amt der Bürgermeisterin der Gemeinde Mainhausen vereidigt worden bist: Dies ist doch ein besonderer Tag!
Alleine der Blick ins Auditorium beweist: Für die zahlreich erschienenen Bürgerinnen und Bürger, die vielen Ehrengäste, Vereins- und Verbandsvertreter, Feuerwehrleute und die zahlreichen Gemeindebediensteten hat die Amtseinführung eines Bürgermeisters oder einer Bürgermeisterin doch einen besonderen Charakter. Ein besonderer Tag also für die Gemeinde Mainhausen und ganz sicher auch ein besonderer Tag für Dich.

 

Ruth-Disser-Vereidigung1

Doch was macht die Besonderheit eines solchen Anlasses wirklich aus? Warum hat die Amtseinführung eines Bürgermeisters einen solch wichtigen Charakter?

Es liegt an der Wahl selbst. Dem Ausdruck des Vertrauens einer Gemeinschaft gegenüber dem Gewählten. Der Bestimmung eines Bürgers zur Vertretung der Interessen einer Gemeinschaft. In unserem Fall der lokalen Gemeinschaft, der einzelnen Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Mainhausen.

Was aber ist der Wesenskern einer Gemeinschaft? Auf welcher Grundlage funktioniert ein Gemeinwesen, das nach den Prinzipien der Gleichheit aller ausgerichtet ist?

Zur Beantwortung dieser Frage möchte ich gerne Dietrich Bonhoefer heranziehen, der seinen Einsatz für die demokratischen Grundwerte und seinen Kampf gegen den Nationalsozialismus, insbesondere die Judenverfolgung und den Arierparagraphen mit dem Leben bezahlen musste:

„Es kommt in einer Gemeinschaft alles darauf an, dass jeder Einzelne ein unentbehrliches Glied einer Kette wird. Nur wo auch das kleinste Glied fest eingreift, ist die Kette unzerreißbar. Eine Gemeinschaft, die es zulässt, dass ungenutzte Glieder da sind, wird an diesen zugrunde gehen.

Es wird darum gut sein, wenn jeder Einzelne auch einen bestimmten Auftrag für die Gemeinschaft erhält, damit er in Stunden des Zweifelns weiß, dass auch er nicht unnütz und unbrauchbar ist. Jede Gemeinschaft muss wissen, dass nicht nur die Schwachen die Starken brauchen, sondern dass auch die Starken nicht ohne die Schwachen sein können. Die Ausschaltung der Schwachen ist der Tod der Gemeinschaft.“

Seit zwölf Jahren arbeitest Du nun an der Spitze der Gemeinde unermüdlich daran, dass diese Kette der Gemeinschaft nicht zerreißt. Dass in unserem Mainhausen auch die schwachen Glieder ihren Platz finden.

Geleitetet wirst Du dabei von unserem gemeinsamen sozialdemokratischen Wertekanon Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität. Werte die nach unserem Verständnis eine Einheit bilden. Diese Werte sind für uns gleichwertig und gleichrangig. Sie sind Kompass für unser Handeln über die Tagespolitik hinaus.

Wir als Fraktion haben Dich dabei nach unseren Möglichkeiten jederzeit unterstützt. Öffentlich in der Gemeindevertretung. Nicht öffentlich hinter verschlossenen Türen in Gesprächen und Diskussionen. Meist leise, hier und da auch mal lauter.

Wir haben dies stets in vollstem gegenseitigem Vertrauen, mit Respekt für divergierende Meinungen des Anderen und immer genossenschaftlich im Sinne einer gemeinsamen Idee getan. Oder um bei dem Bild der Kette zu bleiben: Wir haben uns gegenseitig untergehakt und niemals auseinanderdividieren lassen. Für diese Art der Zusammenarbeit danken wir Dir!

Nun liegen neue Herausforderungen vor uns, die ich natürlich nicht im Detail beleuchten kann und nur schlagwortartig benennen will:

  • Energiewende
  • Wohnraumbeschaffung
  • Breitbandversorgung
  • Modernisierung der sozialen Infrastruktur - Stichwort Bürgerhaus Zellhausen
  • Weiterführung der Haushaltskonsolidierung und Entschuldung
  • sowie die Betreuung der uns zugewiesenen Flüchtlinge

bestimmen die politische Agenda und werden auch Dich an der Spitze der Verwaltung in den kommenden sechs Jahren voll fordern.

Bei der Bewältigung dieser Aufgaben wirst Du erneut darauf achten müssen, dass auch die Schwachen Glieder unserer Gesellschaft ihren Platz finden - dass die Kette der Gemeinschaft nicht reißt.

In Erinnerung an diesen Abend und in Erinnerung an das, was ich gerade im Namen der SPD-Fraktion sagen durfte, haben wir Dir deshalb auch ein entsprechendes Geschenk besorgt. Ein Geschenk dessen Symbolik Dich in den kommenden Jahren begleiten soll.

Liebe Ruth,
ich habe stets bedauert, dass eine Bürgermeisterin mit Deiner Stärke nicht über eine Amtskette verfügt. Wir haben Dir deshalb eine Amtskette gebastelt. In Erinnerung an unsere gemeinsame Zeit haben wir diese Kette mit Bildern unserer Fraktionsmitglieder und den Kandidaten für die anstehende Kommunalwahl bestückt.

Sie möge

  • Dir ein wenig Glück bringen,
  • Dich stets daran erinnern, dass jede Gemeinschaft nur so stark ist wie ihr schwächstes Glied
  • Dich ein wenig an uns ketten, dass Du uns in Zukunft nicht zu weit davon läufst!

Wir wünschen uns gemeinsam eine erfolgreiche dritte Amtsperiode zum Wohle und Ansehen der Gemeinde Mainhausen und deren Bürgerinnnen und Bürger.

Dir wünschen wir die nötige Kraft, viel Ausdauer und vor allem stabile Gesundheit!

In diesem Sinne:

Fraktion gut!
Partei auch!
Glück auf!